Montag, 11. August 2008

Schon eine Woche!!!

Reiseaugenblicke
Kapstadt von oben aus der Luft bei Nacht sieht majestätisch und aufregend aus. Am Flughafen sehen wir freundliche Gesichter, ein Lächeln schleicht über das müde Gesicht und aus den verschlafenen Augen kommt ein Strahlen: WIR SIND IN AFRIKA!

Zwischenstopp Durban. Wir haben immer und immer mehr das Gefühl nun wirklich in Afrika zu sein. Ein ungewohntes neues Gefühl zur eigenen Hautfarbe stellt sich ein. Man merkt: ich bin woanders. Das Land ist fremd, man selbst auch. Und die anderen erkennen das sofort.

München – Mount Frere
4.08.08
Wir sind schließlich in Mount Frere angekommen – nach ca. 30 stunden unterwegs sein.
Wir wurden gleich damit begrüßt das wir von der Polizei in einem Bus abgeholt wurden –die und über die Hügel und Täler direkt zu dem Platz fuhr wo wir nun die nächsten Wochen schlafen werden. Das ist in zwei kleinen Räumen aus Lehm, Sonnengelb angemalt. In dem einem Matratzen aneinander gereiht, den anderen benutzen wir als Küche. Es gab erst einmal ein großes Hallo obwohl es bereits ziemlich spät war und ein Essen. Ziemlich übermüdet von der Reise, überrollt von den Unterschieden die uns begegneten und überrascht und überglücklich von der Gemütlichkeit der Matratzen schliefen wir dann lang und ausgiebig.

Lichtblicke
5.08.08.
Es ist gut plötzlich alles in Licht zu sehen: unsere Matratzen die bei Tageslicht doch älter und staubiger sind als sie sich gestern angefühlt haben, das Plumpsklo ist nicht mehr finster wie gestern Nacht, wir erkennen plötzlich die grasigen Hügel um uns herum und das Tal, dahinter die Müllhaufen und das Ortszentrum das dort beginnt, die Kühe und Ziegen die auf dem Hügeln herumlaufen und auch wie groß die Familie, deren Hütten wir benutzen dürfen eigentlich ist...

Um uns ein Bild von unserer Umgebung und dem Projekt zu machen in dem wir nun arbeiten werden, liefen wir alle zum Kindergarten / Vorschule. Ganz kamen wir dort aber nicht an, da wir sofort, als wir uns innerhalb des Geländes befanden, von kleinen aber unzählig vielen Händen, Körpern und Beinen umringt fanden die uns nach unten zogen. Plötzlich hatte jeder mindestens ein Kind an und auf sich. Die Kleinen Hände interessieren sich besonders für das helle lange Haar. Und alle wollen hochgehoben werden. Mich Sisi, Mich Bhuti! Einmal angefangen kommt man von dort lange nicht mehr weg.
Trotz Tatendrang und Motivation blieb es dort aber bei „Wenn-wir-die-Schaufeln-hätten-dann-könnten-wir-Sätzen“ als wir uns die Fläche ansahen wo gebaut werden soll, da das Werkzeug erst am nächsten Tag geliefert werde sollte.
So liefen wir alle zusammen erst einmal hoch ins Ortzentrum wo man von Black Magic, über Kleidung und lebende Hühner eigentlich alles bekommen kann – nur keinen richtigen Kaffee.


Abends haben wir nun damit begonnen zu singen und Gitarre zu spielen. Die Familie in deren Hütten wir wohnen kommt dann auch und wir sitzen zusammen. Unsere kleine Küche verwandelt sich nun hoffentlich allabendlich in einen warmen Raum voller Lachen, verschiedener Sprachen und Musik. Wir lernen Xhosa oder wir versuchen das auf jeden Fall, denn die Klicklaute fallen uns noch ziemlich schwer.





6.08.08.
Jetzt haben wir Schaufeln! Und Schubkarren, Schnüre, Pflöcke und Sand und Steine und und....
Diese sind zwar nach einigem hin und her Gerede und vor allem Hin und her- und Hügel-rauf-und-runter-Gerenne erst am Nachmittag angekommen, dafür konnten wir aber auch noch die Geschäfte in Mount Frere kennen lernen. Die Stadtgänge werden immer beliebter und auch der südafrikanische Smalltalk wird gut gepflegt: „Mholo! Where do you come from? Where are you going? How long are you staying in Mount Frere? Where are you staying? Ba baayy!”
Außerdem konnten einige von uns auch schon einen Plan für das Gerüst, auf dem der Wassertank stehen soll, zeichnen. Diesen werden wir morgen zum Metalworkmann an der katholischen Kirche bringen.

Wir konnten auch damit beginnen die Richtschnüre für das Fundament der Toiletten und des Storerrooms die zuerst entstehen sollen, zu spannen.
Wir haben uns außerdem eine erste provisorische Dusche gebastelt, mit Plastikplane die wir uns über das Kinderklettergerüst gelegt haben und mit unseren in Durban gekauften Campingduschen. Nach 3 Tagen ohne Duschen und der langen staubigen Reise eine ungemeine Wohltat!

Graben, Graben, Graben
07.08.08.
Wir haben mit dem Graben des Fundamentes begonnen und sind richtig weit gekommen!
Einige von den Arbeitswütigen unter uns wollten trotz der einbrechenden Dunkelheit gar nicht mehr aufhören zu arbeiten, verzichteten auf die Dusche und Sätze wie „Ach komm aber das können wir jetzt doch auch noch schaffen!“ waren zu hören wenn man sie aufforderte die Schaufel niederzulegen.

Auch unser Plan wie die weiteren drei-ein-halb-Wochen hier baumäßig aussehen sollen schält sich immer mehr heraus. Vor unserer Ankunft hier dachten wir daran einen Toilettenblock und 1-2 Klassenräume zu bauen. Hier sehen wir aber das der bestehende Septic Tank (Abwassertank der Toiletten) im wahrsten Sinne des Wortes übervoll ist. Wenn wir also für den Kindergarten, der ebenfalls eigentlich überfüllt ist (ca.50 Kinder zwischen 9 Monate und 6 Jahre, auf 3 Betreuer verteilt!!), einen neuen Raum bauen, so dass dieser noch mehr Kinder aufnehmen kann, macht das keinen Sinn wenn die alte und unsere neuen Toiletten eigentlich nach kurzer Zeit unbenutzbar werden. Der Septic Tank allerdings ist planungsmäßig eine echte Herausforderung. Und auch zeitlich und finanziell gibt uns das zu bedenken ob so viel auf einmal wirklich zu schaffen ist. Das Denken geht weiter...

Betonmischen und Gießen
08.08.08.
Zum Betonmischen hatten wir zwei große Haufen. Einen mit Sand und einen mit Steinen. Weitere Zugaben: Zwei Säcke Zement, viel Wasser und Schaufeln, Hände und Kraft.
Wir wissen schon warum man in Deutschland Betonmischmaschinen haben...
Morgens dachten wir das wir fertig werden. Mittags zweifelten wir stark daran. Abends standen wir dann stolz vor dem fertigen Ergebnis. Der 8.8.08. Das coolste Datum überhaupt. Wir sind heute mit dem Fundament für die Toiletten und den Storeroom FERTIG geworden!


Eric ist heute schon auf nach Durban um Besorgungen zu machen und dann am Montag die Anderen unserer Gruppe am Flughafen abzuholen. Auch Marina, unsere argentinische Teilnehmerin ist mit ihm auf den Weg um dann wieder nach Kapstadt zurücckzufliegen und einige Tage danach wieder nach Buenes Aires. Es war schön sie mit dabei zu haben!
Hoffentlich wird Eric wenn er wieder hier ist auch noch Nachrichten und Neuigkeiten bringen wie wir hier ins Internet kommen. Unser ursprünglicher Plan die katholische Kirche hier für einen W-Lan-Hotspot nutzen hat nämlich nicht funktioniert, denn man muss hier mit seinem Handy ins Internet gehen. Dafür braucht man eine Software für den Computer und die – erraten - kann man sich nur aus dem Internet herunterladen, womit wir wieder am selben Punkt wären. Der einzige nutzbare Internetzugang für uns ist momentan ein kleines Internetcafe mit enorm hohen Preisen. Es gibt dort mehrere Computer aber wenn man ins Internet möchte steht die Lady die es besitzt von ihrem Bürochefstuhl auf, denn sie hat den einzigen Computer mit Internetzugang.

Wann wir demnächst also schreiben bleibt offen, aber auch dann werden wir versuchen gleich die verstrichenen Tage zusammenzufassen...

9.8.08.
Samstag. Das merkt man, denn irgendwie fällt uns das wirklich am Stück arbeiten schwerer als sonst wenn alles um einem herum noch ein wenig langsamer und gelassener zugeht als gewohnt. Die Steine zum Mauern um mit den Toiletten weiterzumachen kommen erst am Montag oder Diensttag, deswegen fielen heute mehrere kleine Arbeiten an. Wie beispielsweise einen Teil des Gartens für das Graben für den Septic Tank vorzubereiten, mit Machete, Schaufel und Mistgabel. Außerdem noch einige andere Löcher buddeln, das Klettergerüst abzuschleifen und zu streichen und uns eine Konstruktion für das Anbringen der Regenringen am Schulhaus zu überlegen, denn die Wand ist härter als gedacht.
Heute war zu dem noch Feiertag in Südafrika – Womans Day. Deswegen war auch das Internetcafe und vieles anderes geschlossen, was wir nicht wussten und so mit Memorystick auf dem sich der Blogtext befand und guten Mutes am Montag wiederzukommen wieder den Heimweg angeschlagen haben. Der Feiertag Womans Day kommt noch aus der Zeit der Apardheit. Damals am 9.8 demonstrierten die Frauen gegen das bestehende Passgesetz und die Polizei hetzte Hunde auf sie. Damit begann der wirklich bewaffnete Kampf gegen die Rassentrennung wurde uns erzählt denn: „you should never touch the womans of a country“. Eine harte Geschichte, aber eine gute Sache sich dessen zu Erinnern. Die Antworten auf Fragen wie diese waren bei den Menschen die wir gefragt haben aber immer sehr kurz angebunden. Das ganze ist noch gar nicht so lange her.

Heute kam Alex mit dem Bus an. Am Montag werden nachmittags und abends noch weitere Teilnehmer ankommen. Wir sind schon alle sehr gespannt und freuen uns auch über die vielen neuen Gesichter, Geschichten und die kommenden gemeinsamen Erlebnisse!

Während wir hier im Schlafraum sitzen und am Blogtext basteln hallt Gelächter, Getrommel und Gejohle, mal deutsche oder südafrikanische Lieder durch die dünne Lehmwand die uns von der Küche trennt. Die Abende gemeinsam mit den Kindern der Familie werden immer vertrauter.
Was richtig spannend war, waren einige Spiele die wir vor dem Essen draußen mit ihnen gespielt haben. Da ging es wild her mit Konzentration, Klatschen und Schnippsen: Master to Two, Two to Six, Six to Eight, Eight to…. Oder Gumbootdance. Als wir kurz vor dem Essen noch ein Vertrauensspiel anfingen war es sehr interessant und auch berührend zu beobachten wie einige der Kinder, besonders die kleinen sich sofort fallen ließen und die älteren viel mehr Schwierigkeiten hatten sich darauf einzulassen und zu fallen. Die Stimmung die entstand, es wude für kurze Zeit leise, fast ein wenig andächtig, wenn eine Person im Kreis hin und her gewogt wurde, wurde dann aber durch Gelächter und Witze wieder abgelöst, fast wie ein wenig überspielt.
Das Essen war mal wieder absolut köstlich!

11.08.08
Endlich im Internetcafe! Heute abend kommen die anderen und wir sind schon fleißig am vorbereiten!

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